Übergänge

Georgien & Armenien •

Nach über einer Woche verlassen wir die Türkei mit vielen schönen Erinnerungen. Wir sind beeindruckt von der landschaftlichen Vielfalt, den Gegensätzen zwischen Moderne und Tradition und von der grossen Gastfreundschaft. Nie haben wir uns unsicher gefühlt, weder als westeuropäische Touristen, noch im Strassenverkehr. Ein riesiges Land mit einem grossen Potential, aber einer ungewissen Zukunft.

Routenänderung: Wir haben in der Zwischenzeit noch einmal ein Visum in Turkmenistan beantragt, nachdem es beim ersten Mal abgelehnt wurde. Wir hoffen, dass wir über das empfohlene turkmenische Reisebüro (danke Sibel) mehr Glück haben. Wir entschliessen uns, so oder so in den Iran zu reisen (über Georgien und Armenien), und von dort aus entweder über Turkmenistan nach Usbekistan zu fahren oder bei erneuter Ablehnung des turkmenischen Visums in Aserbaidschan die Fähre über das kaspische Meer zu nehmen, um via Kasachstan nach Usbekistan zu gelangen.

Am Grenzübergang zu Georgien versuchen wir vergeblich, eine Haftpflichtversicherung abzuschliessen, da die grüne Versicherungskarte hier nicht gültig ist. Alle Beamten sagen nur, dass man in Georgien nichts dergleichen brauche und das Internet weiss, dass hier keine Versicherung etwas nütze, sondern noch Aug um Aug, Zahn um Zahn gelte. Mit gemischten Gefühlen und ohne Versicherung fahren wir los.

Nach jeder Grenze tauchen wir in eine neue Welt ein, die wir zuerst erkunden müssen. Georgien unterscheidet sich in vielem von der Türkei: zuerst fällt auf, dass sich das ganze Leben entlang der Strasse abzuspielen scheint. Kühe, Pferde, Hunde, Ziegen… tummeln sich an und auf der Strasse, die Männer sitzen, stehen, lachen und winken am Strassenrand und Frauen verkaufen allerlei Selbstgemachtes. Keine Moscheen, Minarette und Gebetsrufe mehr, Georgien und dann auch Armenien sind grossmehrheitlich christlich-orthodox. Die Strassen voller grosser Schlaglöcher, die unseren Rücken und Maschinen arg zusetzen. Zudem kriminelle Überholmanöver trotz omnipräsenter Polizei. Wir werden von einer Patrouille angehalten, doch statt eines Fotoshootings gibt es einen Alkoholtest - den wir aber problemlos bestehen. Eine Nacht in einem gemütlichen Gasthof, am nächsten Tag geht es wieder in die Berge.

Der Grenzübergang zwischen Georgien und Armenien wartet auf 2’200 M.ü.M. Und wir warten frierend im Schneesturm auf unsere Stempel und Versicherungen. Eine sehr unwirtliche Gegend, offroad-feeling on the road, und der erste Sturz auf Eis. Günters linke Töffkiste abgebrochen, der Rücken von der Buckelpiste für die nächsten Tage lädiert… (aufrecht stehen geht nicht mehr, muss man auf der GS im Moment aber auch noch nicht). Am darauf folgenden Morgen werden diverse kleinere Reparaturen an den Motorrädern vorgenommen und die Rückenschmerzen mit Ibuprufen 600 ignoriert.

Bereits am Mittag trinken wir bei T-Shirt-Wetter in Eriwan, der modernen Hauptstadt Armeniens, Cappuccino und staunen über die krassen klimatischen und kulturellen Gegensätze, die wir innerhalb weniger Stunden erleben. Bei sonnigem Wetter geniessen wir traumhaft schöne Landschaften in den Hochebenen Armeniens. Der einzige Wermutstropfen ist das Fotoshooting mit der armenischen Polizei - dieses Mal kostet das Foto 30 Dollar…